Mit dem Ende der Betriebsdauer zahlreicher Windenergieanlagen (WEA) in Deutschland rückt der Rückbau zunehmend in den Fokus von Flächeneigentümern und Betreibern. Dieser Prozess ist nicht nur technisch anspruchsvoll, sondern auch mit erheblichen Kosten verbunden. Für Eigentümer, die ihre Flächen für Windenergieprojekte verpachten möchten, ist es daher essenziell, die Abläufe und Verantwortlichkeiten beim Rückbau zu verstehen.
Gesetzliche Grundlagen und Rückbaupflicht
In Deutschland besteht eine gesetzliche Verpflichtung zum Rückbau von Windenergieanlagen nach deren Stilllegung. Gemäß § 35 Abs. 5 Satz 2 des Baugesetzbuches (BauGB) müssen Betreiber eine Verpflichtungserklärung abgeben, die den vollständigen Rückbau der Anlage sowie die Beseitigung von Bodenversiegelungen vorsieht. Diese Verpflichtung ist Voraussetzung für die Genehmigung der Anlage. Zudem verlangen viele Bundesländer eine finanzielle Sicherheitsleistung, um sicherzustellen, dass die Rückbaukosten gedeckt sind. Die Höhe dieser Sicherheitsleistung variiert je nach Bundesland und wird oft anhand der Nabenhöhe oder der installierten Leistung der Anlage berechnet.
Ablauf des Rückbaus
Der Rückbau einer Windenergieanlage erfolgt in mehreren Schritten:
- Stilllegung und Trockenlegung: Die Anlage wird vom Netz genommen, und sämtliche Betriebsflüssigkeiten wie Öle und Fette werden entfernt und gemäß Altölverordnung entsorgt.
- Demontage: Rotorblätter, Gondel und Turm werden mithilfe von Kränen demontiert. Bei Hybridtürmen kann in seltenen Fällen eine Sprengung erforderlich sein.
- Fundamentrückbau: Das Fundament, das oft aus mehreren tausend Tonnen Stahlbeton besteht und bis zu 20 Meter tief in den Boden reicht, muss vollständig entfernt werden. Dies ist besonders kostenintensiv und technisch anspruchsvoll.
- Renaturierung: Nach dem Rückbau erfolgt die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands des Grundstücks, einschließlich der Entfernung von Zuwegungen und Bodenversiegelungen.
Kosten des Rückbaus
Die Kosten für den Rückbau von Windenergieanlagen variieren je nach Anlagentyp, Standort und Größe erheblich. Als grober Richtwert gelten etwa 30.000 Euro pro Megawatt installierter Leistung. Für eine 2-MW-Anlage können die Rückbaukosten somit bei rund 60.000 Euro liegen. Bei größeren Anlagen oder speziellen Standortbedingungen können die Kosten jedoch deutlich höher ausfallen. Beispielsweise wurden für den Rückbau einer Anlage im Reinhardswald Rückbaukosten von über 1,9 Millionen Euro pro Windkraftanlage veranschlagt.
Einige Bundesländer haben spezifische Berechnungsmodelle für die erforderlichen Rückstellungen entwickelt. In Hessen wird beispielsweise eine Sicherheitsleistung von 1.000 Euro pro Meter Nabenhöhe verlangt. Für eine Anlage mit einer Nabenhöhe von 140 Metern ergibt sich somit eine Rückstellung von 140.000 Euro.
Verantwortlichkeiten und Risiken für Flächeneigentümer
Grundsätzlich ist der Betreiber der Windenergieanlage für den Rückbau verantwortlich. Allerdings können Flächeneigentümer in bestimmten Situationen, etwa bei Insolvenz des Betreibers oder unzureichenden Rückstellungen, mit den Rückbaukosten konfrontiert werden. Daher ist es für Eigentümer wichtig, bereits bei Vertragsabschluss auf klare Regelungen zur Rückbauverpflichtung und ausreichende finanzielle Absicherungen zu achten.
Einige Kommunen haben bereits Erfahrungen mit solchen Situationen gemacht. In Rheinland-Pfalz sah der Rechnungshof das Risiko, dass landesweit für Abbaukosten von rund 42 Millionen Euro der Steuerzahler aufkommen müsste, falls Betreiber ihren Verpflichtungen nicht nachkommen können.
Recycling und Wiederverwertung
Ein positiver Aspekt des Rückbaus ist die Möglichkeit der Wiederverwertung vieler Komponenten. Über 90 Prozent einer Windenergieanlage lassen sich recyceln. Stahl und Beton können im Bauwesen wiederverwendet werden, während Kupfer und Aluminium in der Metallverarbeitung erneut eingesetzt werden können. Die Rotorblätter, die oft aus Verbundwerkstoffen bestehen, stellen jedoch eine Herausforderung dar. Hier sind spezialisierte Recyclingverfahren erforderlich, um eine umweltgerechte Entsorgung sicherzustellen.
Fazit
Der Rückbau von Windenergieanlagen in Deutschland ist ein komplexer Prozess, der sowohl technische als auch finanzielle Herausforderungen mit sich bringt. Für Flächeneigentümer, die ihre Grundstücke für Windenergieprojekte verpachten möchten, ist es entscheidend, sich frühzeitig mit den rechtlichen Rahmenbedingungen und potenziellen Risiken auseinanderzusetzen. Klare vertragliche Regelungen und ausreichende finanzielle Sicherheiten sind unerlässlich, um langfristige Belastungen zu vermeiden.
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